Personal News - Macht ein statisches epaper heute noch Sinn?

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IZ

Vergangene Woche bekam ich eine email vom Software-Dienstleister Syntops, ob ich an einem fünftägigen Beta-Test des neuen Projekts Individuelle Zeitung teilnehmen möchte. Warum nicht? Dieses Projekt startete bereits 2008 testweise in der Schweiz als epaper und gedruckte Zeitung (dahinter stand die Schweizer Post). Heute ist das offizielle Startdatum der individuellen Zeitung Personal News in Deutschland. Das Projekt wird hier vom gleichnamigen Startup Personal News betrieben. Die individuelle Zeitung kann man sich zunächst nur als elektronische Ausgabe zusammenstellen, eine Druckausgabe soll folgen. Mein Fazit vorweg: Ich würde für dieses Angebot keine 25 Euro für 25 Ausgaben bezahlen (offizieller Preis). Warum nicht?

Die Auswahl der Zeitungen zum Start ist sehr mager, noch magerer als beim Berliner Projekt niiu, das im November 2009 startete. Im elektronischen Kiosk liegen bereit: Abendzeitung, Argumenti i Fakti, Berliner Morgenpost, Der Standard, Die Rätselschmiede, Die Welt, Frankfurter Rundschau, HamburgerAbendblatt, Salzburger Nachrichten, San Jose Mercury News, Shanghai Daily, Tages-Anzeiger, The Denver Post, Washington Post, Washington Times, WirtschaftsBlatt.

Da von den deutschen Zeitungen keine zu zu meinem “relevant set” zählt und ich auch keine Zeit für Rätsel finde, habe ich mich bei meiner ersten Ausgabe, die heute früh pünktlich im Email-Postfach lag, für eine vorwiegend international bestückte Zeitung entschieden. Dabei ist prompt ein Layout-Problem aufgetreten. US-Zeitungen sind hochformatiger als deutsche Zeitungen, womit die IZ nicht klar kommt. Die Seitenübergänge meiner pdf-Zeitung sehen so aus:

Übergang1

Übergang2

Es fehlen Textstücke, womit die Seiten größtenteils unbrauchbar sind. In der HTML-basierten ereader-Variante ist das Problem nicht aufgetreten. Die fehlerhafte pdf-Darstellung mag eine Kinderkrankheit sein, die sich vielleicht beheben lässt. Auch die Auswahl der verfügbaren Zeitungen wird sicher vielfältiger werden, wenn bei zunehmender Nachfrage mehr Kooperationspartner einsteigen.

Doch genau das ist ja die Gretchenfrage: Kann ein solches Projekt überhaupt im Jahr 2010 noch erfolgreich werden? Kommt es nicht fünf Jahre zu spät? Wie sinnvoll ist es, wenige Tage nach der Präsentation des iPad von Apple noch auf ein statisches ePaper zu setzen? Zu einer Zeit, da die Verlagswelt sich wahre Wunder von einem touch-sensitiven Reader mit integrierten multimedialen Möglichkeiten erhofft? Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob ich die Startseite der Washington Post mit der Seite 3 des Hamburger Abendblatts kombinieren oder 1000 andere Möglichkeiten durchspielen kann, es bleibt dennoch ein statisches ePaper.

Wo ist der Mehrwert, der den Preis rechtfertigt? Ich sehe eher einen Minderwert gegenüber den Webausgaben der kooperierenden Zeitungen: Denn wie bei der niuu gilt auch bei Personal News: Es fehlen Links, es fehlen Aktualisierungen, es fehlt jeglicher multimedialer und kommunikativer Mehrwert (Bilderstrecken, Videos, Flash-Grafiken, Kommentarfunktionen, Weiterleitungsmöglichkeiten einzelner Artikel etc.). Hat das Konzept Zukunft? Ich bin skeptisch.

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4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Ich sehe das ganz ähnlich. Man muss sich fragen, wo die statische Zeitung heute noch Anklang findet. Ich habe probeweise die “niiu” aus Berlin bestellt und war sehr enttäuscht. Die Zeitung kam zunächst nicht an, meine Auswahl war während der ganzen Probe nur bruchteilhaft vorhanden, Inhalte aus dem Internet sind bei Druck veraltet- Fazit durchgefallen. Ich werde die PersonalNews ebenfalls testen, gut finde ich hier zumindest die digitale Version. Ich hoffe sehr auf eine Weiterentwicklung über Ebooks, dann hat das Projekt Zukunft.

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  4. Gerade im Falle niiu hätte man das Konzept mit einer digitalen Ausgabe testen müssen, bevor man Geld in eine Druckmaschine investiert….sehr riskant und ging anscheinend auch nicht auf!