Der Bedarf an Journalisten, die nicht nur linear schreiben, sondern auch vernetzt bloggen und Kommentare kuratieren können, ist groß. Ebenso werden Contentmanager gesucht, die Webseiten für Suchmaschinen optimieren und multimedial grafisch aufbereiten können. Denn immer mehr Verlage wandeln sich zu Multimediahäusern. Sie brauchen Redakteure, die im Umgang mit digitaler Audiotechnik inklusive Postproduktion bewandert und für die verschiedene Videostandards, Kompressionen und Codecs keine Fremdwörter sind. Und auch immer mehr branchenfremde Unternehmen suchen Mitarbeiter für ihre Öffentlichkeitsarbeit, die nicht nur klassische Pressemitteilungen verfassen und klassische Medienkanäle bedienen, sondern auch über Blogs, Podcasts oder Social Communities Multiplikatoren und Kunden erreichen können.
Noch spielt multimedialer Onlinejournalismus an den etablierten Journalistenschulen eine eher untergeordnete Rolle. “Dort geht es eher um Schreiben für das Web”, sagt Matthias Lange, Ex-Chefredakteur der Computerzeitschrift “MacUp”, der sich inzwischen als freier Medienberater selbstständig gemacht hat. Er entwickelte für das SAE Institute den neuen Studiengang Digital Journalism, der vor allem die multimedialen Praxislücken und die Social-Media-Lücken auf dem Ausbildungsmarkt schließen will.
In einem zwölfmonatigen Vollzeitstudiengang (oder 24 Monate in Teilzeit) will das Institut ab September 2010 dazu beitragen, den Ausbildungsbedarf für Online-Redakteure, Social Media Redakteure, Social Media Berater, Social Media Manager Contentmanager, Corporate Blogger etc. zu decken - größtenteils also für noch sehr neue Berufsbilder. Die Ausbildung zum Digital Journalist umfasst sowohl journalistische wie auch technische Bestandteile, gegliedert in die vier Hauptelemente Journalismus, Video, Multimedia und Audio.
Um Studieninteressenten einen Einblick in die Kursinhalte zu geben, veranstaltet das SAE Institute ab dem 15. Juni eine Digital Journalism Camp Tour durch alle sieben deutschen SAE Standorte. Dozent Matthias Lange spricht über Berufsbilder, veränderte Arbeitsweisen des Journalismus etc. Außerdem werden Themen wie Jobsituation, Studienvoraussetzungen sowie die veränderte Medienlandschaft und dadurch entstandenen neuen Anforderungen an Journalisten, Marketing- und PR-Fachleute diskutiert.
Die Teilnehmer können den neuen Studiengang zunächst mit dem Diplom abschließen, ein alternativer Bachelorabschluss ist in Planung.
Die kostenlosen Workshops starten am 15. Juni und finden jeweils von 15 bis 18 Uhr in den SAE Standorten statt. (Detailinfos und Online-Anmeldeformular). Die Termine: Leipzig (15.6.), Berlin (16.6.), Hamburg (17.6.), Frankfurt (21.6.), Köln (22.6.), Stuttgart ( 23.6.), München (24.6.)
Soweit die Ausgangssituation auf dem journalistischen Arbeitsmarkt und die Angaben des Institituts zum neuen Studiengang.
Und hier meine Gedanken dazu:
- Es gibt keine Aufnahmeprüfungen wie bei den Journalistenschulen von Springer und Burda, bei der Henri-Nannen-Schule oder der Deutschen Journalistenschule. Aufnahmevoraussetzungen sind ein Mindestalter von 18 Jahren, ein mittlerer Schulabschluss, ein Auswahlgespräch, sehr gute Deutschkenntnisse und erste Arbeitproben. Die eigentliche Hürde sind die Kosten:
- Das SAE Institute ist eine private Ausbildungsstätte. Die Teilnehmer sind zahlende Kunden, die für ihre Gebühren geldwerte Leistungen erwarten dürfen. Allerdings hat das seinen Preis: Während an den institutionell geförderten Journalistenschulen zumindest schmale Volontärsgehälter gezahlt werden, sind hier happige Gebühren fällig: Ein Vollzeitstudiengang (35 Wochenstunden Unterricht) kostet 11.960 Euro in Ratenzahlung , beim Teilzeitmodell (20 Wochenstunden) sind 12.800 Euro fällig (bei Sofortzahlung jeweils rund 1000 Euro weniger). Diese Preise relativieren sich allerdings, wenn man bedenkt, dass beispielsweise die Zeitungsorganisation WAN-IFRA in Darmstadt schon rund 1000 Euro für einen zweitägigen Schulungskurs im Umgang mit der Videokamera Flip berechnet.
- Das SAE Institute hat zwar 25 Jahre Erfahrung mit praxisorientierten Multimediakursen, aber der Journalismusstudiengang ist noch neu und unerprobt. Ob die Absolventen tatsächlich auf dem Arbeitmarkt gefragter sein werden als Journalisten, die sich multimediale Kenntnisse in Eigenregie und über diverse Weiterbildungen beschaffen, muss sich noch zeigen.
- Die Kurse können nur komplett und nicht modular belegt werden, sind also eher für journalistische Anfänger interessant, als für erfahrene Printjournalisten, die sich nur punktuell für den individuellen Bedarf multimedial weiterbilden wollen.
- Insgesamt tut mehr Wettbewerb dem journalistischen Ausbildungsmarkt gut. Er kann dazu führen, dass auch etablierte Institutionen ihre Curricula schneller dem sich beschleunigenden Medienwandel anpassen.
Ich habe dort Multimedia Producer gelernt ;)
SAE kann ich uneingeschränkt empfehlen.
Man möge mich verbessern, aber meine groben Kenntnisse über SAE in Hamburg sagen mir:
* SAE bildet an der Technik aus, ist also eher für technikorientierte Berufsbilder geeignet.
* SAE hat wenig Erfahrungen mit inhaltlichen Arbeitsabläufen in Verlagen/Redaktionen.
* SAE hat mit dem ganzen Social Schnickschnack nichts am Hut.
Mein Bauch sagt: Multimediale Praxis ja, Social-Media nein, Journalismus nein
Vielleicht hat sich da in den letzten Jahren etwas getan, aber das möge bitte noch hinterfragt werden, bevor man da fünfstellige Summen investiert.
Wer sich für das Studium Digital Journalism zum 1.9.2010 entscheidet, kann 20% der Kursgebühren sparen, falls ich den- oder diejenige anmelde. Hier meine Emailadresse: [email protected]