Am Mittwoch gab die amerikanische Knight-Stiftung die Gewinner ihrer 2010 Knight News Challenge bekannt. 2.364 Journalismusprojekte bewarben sich diesmal um einen der insgesamt mit rund 2,5 Millionen Dollar dotierten Innovationspreise. Für zwölf Gewinner entschied sich die Jury - darunter sind bemerkenswert viele Projekte, die Journalismus als Prozess begreifen (ein veröffentlichter Bericht ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer Recherche), die Zusammenarbeit mit engagierten Nutzern fördern wollen oder Datenjournalismus mit nützlichen Anwendungen über MashUps und offene Schnittstellen weiterentwickeln.
Einige Beispiele:
- CityTracking - ein Dienst, der es Webseitenbetreibern ermöglicht, ortsbasierte Grafiken (z.B. zur eigenen Stadt) ebenso leicht wie ein YouTube Video einzubetten. Jede Einbettung enthält eine Aufforderung an weitere Nutzer zum Einbetten, so dass sich die Grafiken viral verbreiten. (Nach diesem Prinzip verfährt der Business Insider seit August 2009 . (Seit neuestem ermöglicht auch der Guardian mit seiner Open Platform das Einbetten ganzer Beiträge).
- The Cartoonist will Journalisten ermöglichen, Geschichten in Form von interaktiven Cartoons zu erzählen, damit sich die Nutzer auf spielerische Weise intensiver mit den Inhalten befassen. Testlabore dafür sollen Nachrichtenseiten in Santa Cruz (Kalifornien) and Atlanta werden.
- Front Porch Forum will seine Open Source Software für insgesamt 140 hyperlokale Bürgerportale im Nordwesten von Vermont zur Verfügung stellen.
- Windy Citizen’s Real Time Ads - das Projekt in Chicago will Open Source Software für kontextabhängige Echtzeitanzeigen entwickeln, die von Bloggern und anderen Webseitenbetreibern genutzt werden kann.
Es lohnt sich, die Projekte im Detail anzuschauen.
Übrigens: Wo sind eigentlich die deutschen Journalistenpreise oder Stiftungen, die Innovation ermutigen und finanziell fördern? Altehrwürdige Medienpreise, die Journalismus in etablierten Kategorien auszeichnen, gibt es viele. Auch dubiose Medienpreise zur Förderung verdeckter PR oder Medienpreise für Promis, die kein Mensch braucht. Am ehesten fördert noch der Journalistenpreis Scoop von Axel Springer Innovationen im Journalismus. Allerdings nur ein Projekt pro Ausschreibung.
Wenn man bedenkt, was alles hätte entstehen können, wenn die WAZ die angeblich fünf Millionen Euro nicht in ein Printmagazin, das nun doch nicht erscheint, sondern in die Förderung journalistischer Zukunftsprojekte gesteckt hätte…
Pingback: Glanzlichter 20 « … Kaffee bei mir?
Pingback: Medial Digital» Neu » Knight News Challenge Winner … | Surfemotion-Blog
Noch einer: http://training.dw-world.de/ausbildung/blogs/lab/?p=1403 über Newsgames
Das passt am Rand auch noch dazu: http://www.internetartizans.co.uk/open_data_does_not_empower, und noch eine aktuelle Umfrage unter 2.700 deutschen Journalisten http://www.newsaktuell.de/blog/2010/06/17/journalisten-brauchen-social-media-no-future-for-paid-content-trends10/
@vera
Danke für die Ergänzungen. Die “Newsgames” von Marcus Bösch hatte ich sogar schon in den letzten Linktipps, aber beim Schreiben vorhin ist mir das nicht entgefallen :-)
Pingback: Medial Digital» Linktipps Neu » Linktipps zum Wochenstart: Alles, was Sie über das Internet wissen sollten
Pingback: Glanzlichter: Talkshow-Gäste-Hitliste, Shirkys Cognitive Surplus, Datenjournalismus und Kollaboration — CARTA