Wenn Gebäude twittern

Thomas Schielke, Architekt mit dem Schwerpunkt Architektonische Beleuchtung, hat mich auf seinen Film hingewiesen, den ich hier gerne verlinke. Das Video (unten eingebettet) zeigt internationale Medienfassaden mit ihren unterschiedlichen künstlerischen, sozialen oder Markenbotschaften und ist eine verkürzte Version der Vorlesung „The semiotics of media facades - When buildings start to twitter” die Schielke im Oktober an der Parsons The New School for Design in New York gehalten hat.

Zunächst habe ich nicht verstanden, was die zugegebenermaßen interessanten Gebäude-Lichtspektakel mit Twitter zu tun haben sollen. Ich habe mir das von Thomas Schielke erklären lassen:

Hierbei geht es um Twitter als Metapher. Die rasante Zunahme an Botschaften, die sich an die Allgemeinheit richten, hat aus meiner Sicht auch eine Analogie in dem starken Zuwachs an Medienfassaden, wo Gebäude nachts Lichtbotschaften an die Allgemeinheit aussenden. So trivial wie des öfteren Twitter Meldungen ausfallen, so sind viele Gebäude-Inszenierungen auch visuell einfach gehalten. Bei einigen Installationen besteht die Möglichkeit kurze Botschaften zu senden, die dann in das Stadtbild ausstrahlen. Die Architektur ruht nachts nicht mehr, sondern wird vielmehr zu einem Sender von Botschaften - sei künstlerischer Natur bei Museen oder kommerzieller Art bei Unternehmensarchitekturen. Smartphones werden zu einem Interface, um Gebäude zu scannen (QR Code) für Augmented Reality oder um Inhalte zu senden.

In der Tat, wenn man sich daraufhin die Beispiele einmal genauer ansieht, scheinen die Gebäude nach Sonnenuntergang ein Eigenleben zu entfalten und uns etwas sagen zu wollen. Teilweise kommen sie mit deutlich weniger als 140 Zeichen aus, teilweise sind sie richtig geschwätzig. Und teilweise hören sie sogar zu. Sie sind sozusagen die ästhetisierte architektonische Vorhut des künftigen Internet der Dinge, wo wir ja bald mit unserem Toaster und mit jeder chipbestückten Milchtüte kommunizieren werden…

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