“Wenn die Nachricht wichtig ist, dann wird sie mich finden” - so zitierte die “New York Times” schon 2008 einen amerikanischen Studenten zu seinem Mediennutzungsverhalten. Junge Menschen (und professionelle Internetvielnutzer), die es gewohnt sind, immer und überall online zu sein, konsumieren Medien grundlegend anders als frühere Generationen. Sie warten nicht auf den Beginn der “Tagesschau” um 20 Uhr oder gar auf die Zeitung im Briefkasten am nächsten Morgen. Sie steuern sogar zunehmend weniger die Internet-Startseiten traditioneller Medien an, um sich zu informieren. Stattdessen, wird das meiste, was sie subjektiv als wichtig empfinden per Facebook, Instant Messaging, SMS und Twitter aus ihrem Netzwerk ian sie herangetragen. Weltereignisse und Politisches mischt sich dort mit Partyverabredungen in einem einem Dauer-Nachrichtenstrom persönlicher Empfehlungen.
Medien müssen sich auf dieses veränderte Nutzungsverhalten einstellen, um nicht bei heranwachsenden Generationen an Bedeutung zu verlieren. Sie müssen in sozialen Netzwerken präsent sein. Sie müssen sich dort vom alten Medienmodell des Senders und Empfängers verabschieden. Sie müssen lernen, auf Augenhöhe zu kommunizieren, in einen Dialog mit dem Nutzer einzutreten und Journalismus als Prozess zu begreifen. Ein journalistischer Beitrag im Internet ist nicht mehr notwendigerweise das Endprodukt eines Produktionsprozesses, sondern oftmals der Ausgangspunkt eines Prozesses, an dem sich Nutzer konstruktiv beteiligen möchten und können sollten. Damit einher geht der neue Trend Datenjournalismus: Medien wie der britische “Guardian” stellen immer öfter die gesamten öffentlich verfügbaren Datensätze zu ihren Beiträgen ins Netz und fragen ihre Nutzer um Mithilfe bei der Auswertung und Aufbereitung. Was sind die grundlegenden Mechanismen der Mediennutzung im sozialen Netz? Wie können Medienproduzenten diese Mechanismen für sich nutzen? Und welche Medien experimentieren bereits erfolgreich in der neuen Medienwelt?
Zu diesem Thema habe ich am 23. März beim Zwölften Gautinger Internet-Treffen (GIT) ein einstündigen Vortrag gehalten. Es gibt kein Manuskript (frei gehaltener Vortrag), aber einen Satz mit 78 Folien. Das GIT ist eine Fachtagung, bei der sich hauptsächlich Verantwortliche und Mitarbeiter in der Jugendbildung austauschen über Themen wie Digitale Jugendbildung und E-Partizipation in Jugendarbeit, Schule und Gesellschaft.
Es gab auch ein Abendprogramm, gestaltet von der hinreißenden Kölner Musikerin Julia Kotowski aus Köln, die unter dem Titel Entertainment For The Braindead auftritt. Julia spielt Gitarre, Mandoline, Banjo, Melodika, Flöte, Xylophon und Keyboard als One-Woman-Band. Zwar spielt sie immer nur ein Instrument auf einmal (und singt dazu), aber sie sampelt sich bei ihren Auftritten selbst per Live Looping und sammelt dabei immer mehr Versatzstücke auf verschiedenen Instrumenten ein, bis es wie eine Band klingt.
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